Aktuelle Daten zu Shopping PLACES

Sämtliche Daten wurden aus Publikationen entnommen, die das Beratungsunternehmen und ACSP-Mitglied STANDORT+MARKT in periodischen Abständen veröffentlicht. 

SHOPPING MALLS UND RETAIL PARKS 2023/24

Die Landschaft der Shopping Center in Österreich stand vor allem in der jüngeren Vergangenheit – so wie der gesamte Einzelhandel – vor einer Reihe von Herausforderungen, die von einer schwierigen und unvorhersehbaren wirtschaftlichen Situation geprägt waren und teilweise immer noch sind. Steigende Inflation und Energiekosten, die damit einhergehende Teuerung und sinkende Kaufkraft sowie die letzten Auswirkungen einer Pandemie haben das Einkaufsverhalten der Konsumentinnen und Konsumenten beeinflusst und die Kauflaune gebremst.

Einzigartige Zeitreihe

Seit 1988 erfasst Standort + Markt die Shopping-Center in Österreich, das Unternehmen verfügt damit in diesem Spezialsegment über die umfangreichste Datenbank. Diese Beobachtungen werden in einem 2-Jahres-Abstand ausgearbeitet und dem ACSP in einer Zusammenfassung zur Verfügung gestellt. 2023/2024 markiert eine interessante Betrachtungsperiode für die Shopping Center-Szene in Österreich, deren Entwicklung im Vergleich zu 2019 („vor Corona“) bzw. 2021 nur noch in überschaubarem Ausmaß von den Nachwirkungen der Pandemie geprägt ist. Viele Zentren machten dort weiter, wo sie vor Ausbruch der Pandemie aufgehört haben. Das bedeutet bestenfalls das Vorantreiben einer Weiterentwicklung, andererseits aber auch Stagnation.

247 Zentren (2019: 242 Zentren/2021: 244) aus den Kategorien Shopping Malls und Retail Parks sowie einigen Sonderformen wie Department Stores oder FOCs wurden genau unter die Lupe genommen. Insgesamt erstrecken sich diese Einkaufsdestinationen auf etwas über 4,27 Mio. m² vermietbarer Fläche (2019: 4,19 Mio. m²/2021: 4,21 Mio. m²), über 3,4 Mio. m² entfallen dabei auf den Handel. Die Flächenentwicklung (ca. + 60.000 m² seit 2021) ist somit, gegen den allgemei­nen Trend der Flächenreduktion im Einzelhandel, noch immer (leicht) steigend.

Bricht man diese Größe auf die Anzahl der Einwohner in Österreich herunter, so steht jedem ca. 0,47 m² an vermietbarer Fläche in Shopping Centern zur Verfü­gung. Bezieht man, um einen internationalen Vergleich zu schaffen, ausschließlich jene Zentren mit ein, die größer als 10.000 m² sind, so beziffert sich dieser Wert auf 0,39 m². Beide Maßzahlen haben sich in den letzten Jahren kaum verändert.

In welchem Ausmaß Zentren-Betreiber ihre Kunden wieder nach all den Störfakto­ren der letzten Jahre in ihre Shopping Center locken konnten, wird mit der Fre­quenz gemessen. Auch wenn die Zahlen der Vor-Pandemie noch nicht überall erreicht werden konnten, so ergibt sich zu 2021 ein kleines Plus von knapp 2 %. Im Jahr 2023 wurden diese Einkaufsdestinationen von geschätzt über 576 Mio. Menschen besucht.

Die Shopping Center erwirtschafteten 2023 einen Umsatz von geschätzten 15,2 Mrd. €. Stellt man diesem den Umsatz von 2019 gegenüber, zieht man also einen „Vergleich vor und nach den Einflüssen einer Pande­mie“, ergibt sich eine nominelle Steigerung von ca. 12 %, real mussten die Shop­ping Center jedoch aufgrund der primär durch die Folgen des Kriegs in der Ukraine verursachten hohen Inflation der letzten Jahre einen Umsatzrückgang von zumin­dest 9 % verkraften.

Die Flächenproduktivität, welche 2021 noch bei unterdurchschnittlichen € 3.200,- lag, pendelte sich im vergangenen Jahr auf € 3.900,- ein und überstieg die Vor-Corona-Marke um € 350,-. Derzeit ergibt sich ein Umsatz je m² vermiet­barer Fläche, differenziert betrachtet nach den beiden Haupt-Zentrumstypen, von ca. € 4.100,- in Shopping Malls und € 2.850,- in Retail Parks.

Der Marktanteil der Shopping Center, bezogen auf das gesamte Kaufkraftpoten­zial in Österreich, liegt aktuell bei 22,9 %. Bereits vor Corona war dieser Wert ganz leicht zurückgegangen, was dem immer beliebter werdenden Trend zum Online-Shopping zugeschrieben wurde. Dieser Boom verstärkte sich naturgemäß auf­grund stark eingeschränkter Einkaufsmöglichkeiten im stationären Handel wäh­rend der Pandemie, mittlerweile wurde jedoch festgestellt, dass dieser „Corona-Boost“, den der Online-Handel erfahren hatte, nicht wirklich nachhaltig war. Das spiegelt sich auch im Vergleich zu 2021 im leicht angestiegenen Marktanteil (+ 1,1 %-Punkte) wider. Die Performance von 2019 (über 24 %) konnte jedoch noch nicht erreicht werden.

Seit dem Beginn des neuen Jahrtausends hat sich die Fläche in Shopping Centern mehr als verdoppelt. Während diese Einkaufsdestinationen damals eine Gesamtfläche von über 2 Mio. m² boten, sprechen wir heute von einer Fläche von knapp 4,3 Mio. m². Insbesondere Retail Parks erfreuten sich in diesem Zeitraum wachsender Beliebtheit. Ihr Anteil an der gesamten vermietbaren Fläche (GLA) in Shopping Centern betrug damals 23 %, heute sind es bereits über 28 %. Diese Entwicklung ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass ein durchschnitt­licher Retail Park derzeit eine Fläche von gut 10.000 m² aufweist, während ein durchschnittliches Einkaufszentrum heute mit etwas über 23.000 m² deutlich größer ist. Noch dazu hat sich dieses „Kräfteverhältnis“ seit den Nuller-Jahren langsam umgekehrt. Waren Fachmarktzentren zunächst in ihrer Anzahl gering, jedoch eher groß konzipiert, so hat sich deren Anzahl seit 2000 zwar verfünffacht, die durchschnittliche Fläche jedoch halbiert. Bei Einkaufszentren war die Steige­rungsrate der Anzahl seit 2000 mit 25 % eher moderat, durchschnittlich wurden jedoch immer größere Zentren errichtet. Sie

Conclusio

Insgesamt konnten die Shopping Center nach den schwierigen Corona-Jahren wieder die Vor-Corona-Frequenz erreichen. Aufgrund der zwischenzeitlich hauptsächlich durch den Ukraine-Krieg verursachten Teuerungswelle wurden die zusätzlichen Umsätze durch die hohe Inflation aufgefressen. Somit verzeichnen die Shopping Center trotz eines nominellen Umsatzplus einen realen Rückgang. Positiv ist aber, dass sich dies nicht auf die Leerstandsquote ausgewirkt hat, diese blieb in den letzten 10 Jahren äußerst konstant.

Die letzten Jahre haben gezeigt, dass sich E-Commerce zwar einen beträchtlichen Marktanteil gesichert hat, aber vor Krisen ebenso wenig geschützt ist. Die Center werden sich wohl auf eine dauerhafte Koexistenz einstellen müssen. Die zukünftige Entwicklung des stationären Einzelhandels wird primär von der Performance desselben abhängen. Es werden neue Konzepte gefragt sein, die dem Kunden Einkaufserlebnisse bieten, die beim Online-Shoppen nicht konsumiert werden können. Multi-Channeling bei den Absatzwegen wird von vielen Filialisten bereits durchgeführt und erscheint als gut gangbare Strategie zur Kombination von Vorteilen des Online-Handels und des stationären Handels.

Wie bereits zu Zeiten der Corona-Pandemie bestätigt, weisen kleine kurzfrist-bedarfsorientierte Fachmarktzentren hohe Krisen-Resilienz auf. Shopping Malls, die einen hohen Anteil an Mode und Auswahlgütershopping haben, müssen auch zukünftig in ihre Attraktivität investieren und über Social Media beim Zielpublikum präsent bleiben.

Die größte Herausforderung in der jüngeren Zukunft wird wohl sein (und ist es bereits), mit der Indexierung der Mieten umzugehen, die durch die hohe Inflation ausgelöst wurde. Hier wird das Verhältnis zwischen Bestandgeber und Bestandnehmer nach Corona erneut auf die Probe gestellt und auch hier wird es wohl notwendig sein, wenn beide Seiten aufeinander zugehen.

Weitere Informationen zur Publikation entnehmen Sie bitte dem Infoblatt zur S+M Dokumentation Shopping Center Österreich 2023/24.

Die gesamte Studie kann in verschiedenen Editionen hier bestellt werden.

CITY RETAIL - INNENSTÄDTE UND GESCHÄFTSSTRASSEN

Seit 2013 erfasst STANDORT + MARKT die Citygeschäftszonen der größten Städte Österreichs in Form einer detaillierten, einzelbetrieblichen Erhebung (siehe nebenstehende Beispielgrafik zu Wien City). Diese Beobachtungen werden jährlich fortgesetzt und liegen nun in aktualisierter Form als S+M Dokumentation City Retail Österreich 2023/24 vor.

Mittlerweile sind die innerstädtischen Geschäftsbereiche der 20 (6 Primär- und 14 Sekundärstädte) größten Städte Österreichs (in Wien neben der City vier weitere Geschäftsstraßen) sowie von 16 ausgewählten Kleinstädten erfasst. Ziel der Dokumentation ist eine kontinuierliche Beobachtung der Ausstattung und des Branchenmix der City-Einkaufszonen für die größten Städte Österreichs. Hauptmotivation für diese zeitaufwen­dige Analyse war und ist, die Veränderungen des räumlichen Käuferverhaltens – ausgelöst durch unterschiedliche Parameter wie E-Commerce, Überalterung und Expansionshunger – objektiv festzuhalten.

 

Orientiert man sich an den aktuellen Zahlen der KMU Forschung Austria, stehen in Österreich 13,8 Mio. m² im Einzelhandel zur Verfügung. Die in der vorliegenden Dokumentation erfassten innerstädtischen Einzelhandelsflächen betragen rund 1,4 Mio. m², der erhobene Anteil liegt demnach bereits bei zirka 10 %. Die dokumentierte Gesamtverkaufsfläche – also mit einzelhandelsnahen Nutzungen und Leerständen – umfasst über 2 Mio. m² und verteilt sich auf mehr als 13.300 Shops.

Die Hälfte dieser Verkaufsflächen bzw. mehr als ein Drittel der Shops befinden sich in A-Lagen, die sich in der Regel durch eine überdurchschnittliche Passantenfrequenz, einen hohen Anteil an Auswahlbedarfsgütern (im Gegensatz zu Kurzfristbedarfsartikeln), das Vorhandensein von Magnetbetrieben sowie überregional agierenden Filialunternehmen und niedrige Leerstandsraten definieren.

Mancherorts liegen auch zeitgenössische Agglomerationsformen wie Shopping Malls, Department Stores und Town Center in den traditionellen City-Geschäftslagen. Dies ist in insgesamt 23 innerstädtischen Geschäftsbereichen (mit gesamt 26 Shopping Malls, 2 Retail Parks, 3 Department Stores und einem Town Center) der Fall. Insgesamt entfallen etwa 367.000 m² Verkaufsfläche auf diese integrierten Center, was einem Anteil von rund 18 % entspricht.

Weitere Informationen zur aktuellen Publikation entnehmen Sie bitte dem Info- und Musterdatenblatt zur S+M Dokumentation City Retail Österreich 2023/24.
Die gesamte aktuelle Studie (2023/24) kann in verschiedenen Editionen hier bestellt werden.

Fachmarktagglomerationen

Neben den innerstädtischen Einzelhandelsensembles und den Shopping Centern sind auch die Fachmarktagglomerationen ein wichtiger und v.a. großflächiger Bestandteil der österreichischen Handelslandschaft. Trotz Amazon, Alibaba & Co: Die Shopflächen in willkürlich entstandenen – also nicht einheitlich geplanten – Fachmarktgebieten in Österreich sind weiter gestiegen, wie in der S+M Dokumentation Fachmarkagglomerationen Österreich 2018/19 analysiert wurde. Bemerkenswert dabei ist die zunehmende Bedeutung in der Nahversorgung. Und das vor dem Hintergrund von neun unterschiedlichen Raumplanungsgesetzen mit bestenfalls einer Gemeinsamkeit, nämlich einer restriktiven Handhabung weiterer Verkaufsflächenzuwächse.

Gegenstand der Dokumentation, Definition des Untersuchungsgegenstandes:

Eine Fachmarktagglomeration wird im Rahmen dieser Studie als Überbegriff für Fachmarktgebiete (FMG) und Retail Parks (RP, Fachmarktzentren) verwendet. Als Fachmarktgebiet (FMG) verstehen wir eine

  • gewachsene (also nicht einheitlich geplante) Agglomeration
  • von zumindest 4 Fachmärkten (siehe unten: Definition „Fachmarkt“) oder fachmarktähnlichen Betrieben mit einer Verkaufsfläche von zumindest je 150 m²,
  • die nahe beieinander (in Sichtweite) liegen und
  • die zusammen zumindest etwa 4.000 m² Verkaufsfläche umfassen.

Ein Retail Park (RP)

  • wurde einheitlich geplant,
  • wird von zentraler Stelle vermietet und gemanagt und
  • besteht aus zumindest fünf (vormals vier) Fachmärkten oder fachmarktähnlichen Betrieben mit einer Verkaufsfläche von zumindest je 150 m²,
  • die zusammen (auch inklusive in dieser Dokumentation nicht aufgelisteter Shops aus anderen Branchen wie z.B. Dienstleistung, Gastronomie) zumindest etwa 4.000 m² Verkaufsfläche umfassen.

Die Einbeziehung der Retail Parks (Fachmarktzentren) erschien naheliegend bzw. notwendig, da die Unterschiede zwischen FMG und RP seitens der Konsumenten nicht wahrgenommen werden. Daher wurden auch jene Fachmarktzentren, die ex definitione als  „Shopping Center“ einzustufen sind und bereits in der S+M Dokumentation Shopping Center 2019/2020 detailliert dargestellt sind, zur fachlich notwendigen Vervollständigung auch im Rahmen dieser Publikation dokumentiert. Die Korrektur von vier auf fünf Fachmärkte für den Status „Retail Park“ liegt im Anspruch begründet, die Definitionen der beiden Dokumentationen kompatibel zu gestalten.

Ergebnisse der Analysen im Überblick

  • Die Anzahl der Fachmarktagglomerationen ist aktuell auf 264 angewachsen und inkludiert fünf neu erhobene Gebiete österreichweit. Um den Trend der zunehmenden Bedeutung einzelhandelsbegleitender Nutzungen (Dienstleister, Gastro und Freizeit) Rechnung zu tragen und um dem Anspruch gerecht zu werden, die Handelszonen allumfassender zu betrachten und nicht erst ab einer bestimmten Shopgröße, wurde die Erhebung der Fachmarktagglomerationen um diese Dimensionen ausgeweitet. Insgesamt erstrecken sie sich auf einer Verkaufsfläche (für den Einzelhandel inkl. dem einzelhandelsnahen Angebot, exkl. Leerflächen) von knapp 5,8 Mio. m². Betrachtet man bei der Verkaufsfläche nur den Einzelhandel in Shops ≥ 150 m², um diesen Wert mit der Dokumentation aus 2016/2017 vergleichbar zu machen, so ergibt dies eine Gesamtfläche von knapp 5,3 Mio. m², was ein Plus von ca. 100.000 m² bedeutet.
  • Die Minorität, nämlich lediglich 15% dieser Shopflächen (0,9 Mio. m²), befinden sich davon in Retail Parks.
  • Der Leerstand in den FMAs liegt bei geringen 3,2 % bzw. 188.000 m², in Retail Parks liegt er mit 4,4 % etwas höher.
  • Das Umsatzpotenzial des Einzelhandels/EH inkl. des EH-nahen Angebots in den recherchierten Gebieten liegt bei über 15 Mrd. €. Davon entfallen ca. 12,5 Mrd. € (83 %) auf (nicht zentral geplante) Fachmarktgebiete und knapp 2,5 Mrd. € (17 %) auf (einheitlich gemanagte) Fachmarktzentren.
  • Die durchschnittliche Shopanzahl in einer Fachmarktagglomeration liegt bei knapp 26, das er­gibt insgesamt rund 6.800 Fachmärkte (exkl. knapp 500 Leerstände). Bei 230 Shopeinheiten gab es einen Mieterwechsel, knapp 170 ehemalige Leerstände fanden eine Wiederverwendung, knapp 200 jedoch waren voriges Jahr noch am Markt und stehen jetzt leer.
  • Die Flächenproduktivität der Fachmarktagglomerationen (= Bruttoumsatz je m² Verkaufsfläche) liegt bezogen auf den Einzelhandel bei € 2.645,-, bezieht man das einzelhandelsbegleitende Angebot mit ein, so beläuft sich der Umsatz/m² Verkaufsfläche auf € 2.615,-.
  • Seit der Jahrtausendwende haben Fachmarktgebiete als auch einheitlich geplante und gemanagte Fachmarktzentren sowohl in Anzahl als auch an Verkaufsfläche stark zugenommen. Standen im Jahr 2000 gerade einmal 113 Fachmarktagglomerationen zur Beobachtung (inkl. 22 Retail Parks), so hat sich die Anzahl aktuell auf 264 (inkl. 105 Retail Parks) weit mehr als verdoppelt. Ähnliches gilt bei der Verkaufsfläche: Standen vor 18 Jahren knapp 2,8 Mio. m² für den Einzelhandel inkl. einzelhandelsnahem Angebot in den dokumentierten Gebieten zur Verfügung, so hat sich die Fläche aktuell auf knapp 5,8 Mio. m² ausgedehnt.
  • Die durchschnittliche Shopgröße in Fachmarktagglomerationen ist in den vergangenen 18 Jahren stark gesunken, damit einhergehend auch die durchschnittliche Gesamtgröße der Fachmarktagglomerationen: Sie lag im Jahr 2000 noch bei 24.700 m², 2018 bei nur mehr 21.800 m². Das „Schrumpfen“ der Durchschnittsgröße einer FMA liegt primär in der Ansiedlung von eher kleineren Shopeinheiten in diesen Zonen begründet: War ein Geschäft anfänglich (Jahr 2000) im Durchschnitt knapp 1.300 m² groß, so hat sich dieser Wert bis dato um ein Drittel auf ca. 840 m² reduziert. Der Grund dafür liegt wohl vorrangig im oft zitierten „Wandel des Erscheinungsbildes“.
  • Die Situation des großen Baumarktes oder Einrichtungshauses umringt von kleineren Fachmärkten, die sich die Anziehungskraft zu Nutze gemacht haben, wurde von einem neuen Bild verdrängt: Kleinere Fachmarktformate – aber davon zahlenmäßig immer mehr und meist auch immer wieder dieselben – treten optisch und flächenanteilsmäßig kräftiger als bisher in Erscheinung, was das Angebot in diesen Lagen (ergänzt um Dienstleistungs- und Gastronomiebetrieben) vielfältiger und umfassender gemacht hat.
  • FMAs als Nahversorger: Insbesondere das Supermarktsortiment hat bei Fachmarktagglomerationen an Gewicht gewonnen – die Big Box-Gebiete haben sich in nur 18 Jahren zu den neuen Nahversorgern entwickelt. Der Flächenanteil im Supermarktsortiment liegt zwar bei vergleichsweise bescheiden anmutenden 16,1 %, der Umsatzanteil ist – nicht zuletzt aufgrund der zahlreichen flächenleistungsstarken Lebensmitteldiskonter – mit 42,4 % mehr als beachtlich. Je Fachmarktagglomeration liegt die durchschnittliche Shop-Zahl bei 16, die durchschnittliche Gesamtgröße einer Fachmarktagglomeration ist seit dem Jahr 2000 von 24.700 m² auf etwa 21.800 m² laufend gesunken. Immer mehr, dafür kleinere Fachmarktagglomerationen dringen in immer dünner besiedelte Gebiete vor und sind für die Nahversorgung der Gemeinden verantwortlich.
  • Frequenzverlagerung erfordert vorausschauende Planung: Der Umsatz steht – selbstredend – für Frequenz. Frequenz ist wiederum "das Öl des Einzelhandels". Eine Neuansiedlung bzw. Verlagerung von Supermärkten, Lebensmitteldiskontern und Drogeriemärkten in diese überwiegend autokundenorientierten Big Box-Zonen bedeutet damit auch eine deutliche Frequenzverlagerung, die nur schwer zu revidieren ist. Eine vorausschauende Planung auf Gemeinde- wie auch Regionsebene in Form einer gewissenhaften, objektiven Standortoptionen-Prüfung („Retail-Masterplan“) ist erforderlich, um mehr Qualität in den Raum zu bringen.
  • „Existenzberechtigung“ Fachmarkagglomerationen? Ist vor diesem Hintergrund bei jeder Fachmarktagglomeration sofort die Nase zu rümpfen? Je nach Sichtweise gibt es für diesen „Wildwuchs“ positive wie negative Kritik. Der Händler, hier insbesondere der Lebensmitteleinzelhandel, liebt diese Agglomerationsform, ist doch die Miet- und Nebenkostenbelastung hier in der Regel deutlich geringer als in Shopping Malls, Retail Parks oder City-Geschäftsstraßen. Die Errichtung erfolgt häufig in Eigenregie und stellt in den Büchern einen wichtigen Vermögenswert dar. Kompromisse beim Grundriss sind in der Regel auszuschließen, perfekt kann das Objekt nach wohl überlegtem Muster – meist noch dazu mit hoher, imagebildender Außenwirkung, in Szene gesetzt werden. Weitere Pluspunkte: Erweiterungsmöglichkeit und konfliktfreie Anlieferung. Für den motorisierten Teil der Konsumenten liegen Betriebe in Fachmarktagglomerationen häufig wie eine Perlenkette auf dem Weg zwischen Wohn- und Arbeitsort, je nach Bedarfslage wird der eine oder andere Betrieb besucht. Einzig störend ist bei umfassenderen Erledigungen das Parkplatz-Hopping. Aus Investorensicht haben in Zeiten des E-Commerce, der insbesondere Shopping Malls „in den Schwitzkasten nimmt“, Portfolios aus Supermärkten und/oder Verbrauchermärkten die Stellung von Baldrian-Tropfen. Bei größeren Objekten (z.B. Baumärkten) schwingt mancherorts noch die Hoffnung auf Umsetzung eines Retail Parks mit, sofern die notwendige Nachfrage (und Widmung) dazu vorliegt. Angesichts des dichten Marktes besteht hier allerdings nur mehr beschränkter Appetit.
  • Dorn im Auge: Für Stadtplaner und Raumordner sind Fachmarktagglomerationen doch mehrheitlich ein Dorn im Auge, dies nicht wirklich ungerechtfertigt, da eines bei Fachmarktagglomerationen tatsächlich ganz weit hintangestellt wird: Die Flächen- wie auch Raumnutzung ist im Vergleich zu alternativen, stark verdichteten Bauformen wie Retail Parks oder Shopping Malls höchst ineffizient: je Betrieb eine Zufahrt, je Betrieb ein Parkplatz, je Betrieb das Maximum an denkbarer Grundstücksversiegelung. Darüber hinaus nagt ein Übermaß an Betrieben, die in Fachmarktagglomerationen am Stadtrand untergebracht sind, massiv an der Handelsposition der Innenstadt. Was tun? Die heiß begehrten frequenzstarken Lebensmittelfilialisten sehen sich nicht in der Rolle der Stadtkernretter; sie sind dazu verdammt, nicht zuletzt auch aufgrund der vormals wettbewerbsförderlichen Ansiedlungsmöglichkeiten den Laden profitabel zu führen. Fehlende Parkplätze, ungünstiger Flächenzuschnitt und Anlieferungseinschränkungen bewirken wesentlich kleinere durchschnittliche Kassen-Bons als dies der Fall an optimal konzipierten Standorten in autokundenorientierter Lage der Fall ist. Optionen standortweise gewissenhaft und genau überprüfen, lautet daher die Devise der Stadtentwicklung. Kommunikation mit den Händlern über Optionen und Entwicklungen in der Stadt, das wäre notwendig. Wenn es keine Optionen gibt? Der nächste unverbaute Kreisverkehr warten schon.

Frei nach dem Motto: „Du kannst nur das verbessern, was du misst!“ hoffen wir, erneut einen wesentlichen Beitrag zur Problemsensibilisierung im Bereich der Handels- und Raumstrukturen geliefert zu haben. Im Frühjahr 2021 werden wir den Gemeinden Österreichs erneut den Spiegel vorhalten.

Weitere Informationen zur Publikation entnehmen Sie bitte dem Info- und Musterdatenblatt zur S+M Dokumentation Fachmarktagglomerationen Österreich 2018/19. Die gesamte Studie kann hier bestellt werden.

Kontakt

Dr. Roman Schwarzenecker
STANDORT + MARKT Beratungsgesellschaft m.b.H und
ACSP-Austrian Council of Shopping Places
Erzherzog-Wilhelm-Ring 2, A-2500 Baden
Tel.: +43-676-9357575
E-Mail: [email protected]