Aktuelle Daten zu Shopping PLACES

Sämtliche Daten wurden aus Publikationen entnommen, die das Beratungsunternehmen und ACSP-Mitglied STANDORT+MARKT in periodischen Abständen veröffentlicht. 

SHOPPING MALLS UND RETAIL PARKS 2021/22

Sie halten ein historisches Exemplar in Händen. Es ist die exakte Abbildung der Shopping Center-Szene vor der Corona Krise …“ Mit diesen Worten wurde der Vorgänger zur aktuell vorliegenden S+M Dokumentation Shopping Center Österreich eingeleitet. Seither liegen zwei Jahre hinter uns, die wohl tatsächlich in die Geschichte eingehen werden. Der Handel sah sich mit mehrwöchigen Lockdowns konfrontiert, Geschäftsstraßen glichen einer Totenstadt, Einkaufszentren waren nur für die Deckung des täglichen Bedarfs geöffnet – alles Bilder, die wohl noch lange die Erinnerung bleiben werden.

Mit dieser Publikation blicken wir zurück. Wie erging es den österreichischen Shopping Centern während der immer noch anhaltenden Pandemie? Wie konnte mit der so schwierigen Situation umgegangen werden? Wie war die Performance? Als kurze Antwort darauf könnte man nach monatelanger Beobachtung der Marktsituation zusammenfassend sagen: „Durch die umfangreichen staatlichen Hilfen sind noch keine massiven Kollateralschäden zu vermelden, noch halten sich jene Einkaufsdestinationen recht wacker.“ Es bedarf wohl einer nochmaligen Beobachtungsperiode von weiteren zwei Jahren, um, nach dem Auslaufen der Corona-Hilfen, einen Endbericht über tatsächliche Auswirkungen verfassen und in unserer 2023/2024-Ausgabe präsentieren zu können. Die S+M Dokumentation Shopping Center Österreich wird seit 1988 erstellt, also seit über 30 Jahren kontinuierlich, nachfolgend wurden die Ergebnisse mit Erhebungsstand 31.12.2021 zusammengefasst.

Anfang 2022 gab es in Österreich die folgenden Shopping Center ab einer vermietbaren Fläche von 4.000 m² (Standortkategorie 1: City-Lage, 2: sonstige (teil-)integrierte Zentren, 3: Stadtrandlage ohne umfangreise Wohnnutzung im fußläufigen Umfeld):

Die insgesamt 244 Zentren (mit rund 8.700 Shops) weisen eine vermietbare Fläche von knapp 4,2 Mio. m² auf, davon entfallen knapp 3,5 Mio. m² auf den Einzelhandel und der Rest auf einzelhandelsbegleitende Nutzungen (Gastronomie, Dienstleister und sonstige Freizeiteinrichtungen). Im Durchschnitt entfällt auf knapp 26 m² vermietbare Fläche ein Pkw-Stellplatz. Knapp 700 Mio. Besucher tummelten sich noch 2019 in Österreichs Shopping Centern, für das vergangene Jahr wird nach grober Schätzung selbst die Marke von 600 Mio. coronabedingt bei weitem nicht geknackt.

Um die Umsatzentwicklung für das Jahr 2020 zu eruieren, müssten einige nicht bekannte Faktoren berücksichtig werden. Für 2021 – nach intensiver Beobachtung des Marktgeschehens – wurde eine grobe Schätzung des Umsatzes vorgenommen, welcher sich auf über 12,3 Mrd. € beläuft. Flächen­bereinigt, also nur bezogen auf Zentren, welche in den Vergleichsjahren das gesamte Jahr – wenn auch Covid-bedingt eingeschränkt – umsatzwirksam waren, bedeutet dies ein Minus von ca. neun Prozent gegenüber dem Vorbeobachtungszeitraum.

Der Marktanteil, bezogen auf das Kaufkraftpotenzial bzw. die gesamten Konsumausgaben der Österreicher, liegt für Shopping Center 2021 bei 21,7 %. Seit der letzten Dokumentation hat sich dieser Marktanteil somit reduziert, was zum größten Teil auf das Wachstum im Online-Handel und auf die Corona-Lockdowns zurück zu führen ist. Die Entwicklung des Marktanteils seit 2000 ist mit einem Plus von mehr als 10 %-Punkten positiv, hat sich aber seit 2010 deutlich abgeflacht.

Seit der Jahrtausendwende hat sich die Fläche in Shopping Centern mehr als verdoppelt. Während es in den ersten zehn Jahren jährliche Flächensteigerungsraten von durchschnittlich 5 % gab, hat sich dieser Prozentsatz ab 2011 bis heute um die Hälfte verringert. Die Kurve flacht sich also ab, dieser Trend wird sich fortsetzen.

Im vorigen Jahr hat nur ein Retail Park (Grießkichen) neu eröffnet, sonst gab es ausschließlich Erweiterungen von bestehenden Shopping Centern. Die Leerstandsrate in den Centern liegt bei 7,9 % was einem moderaten Leerflächenanteil von 4,2 % entspricht. Diese Werte sind im Vergleich zu vor-Corona-Zeiten stabil geblieben, was in Anbetracht der krisenhaften Situation als Erfolg zu werten ist.

Die Shoppingcenter-Struktur ist auch stark räumlich dispers. Nicht zuletzt aufgrund der unterschiedlichen Raumordnungsgesetzte der Bundesländer ergeben sich starke räumliche Differenzen:

Das Bundesland mit der deutlich höchsten Shoppingcenter-Dichte ist das Burgenland. Es ist auch das Burgenland, wo derzeit am meisten Flächen leer stehen (7,7%). Am restriktivsten bei der Ansiedlung dieses Betriebstyps war (und ist) man in Vorarlberg und Salzburg. In Vorarlberg zeigt die Verknappung auch Wirkung, was man an der geringen Leerstandrate (1,9%) gut ablesen kann.

Conclusio

Insgesamt betrachtet litten die meisten Shopping Center sehr an den manchmal willkürlich wirkenden Teilschließungen, doch „noch“ keines der Zentren musste aufgrund der Corona-Auswirkungen komplett und für immer sperren. Gravierende Auswirkungen sind noch nicht erkennbar, das dürfte auch an den staatlichen Hilfen für die Händler liegen (die Shopping Center-Betreiber haben hingegen keine erhalten). Soweit der derzeit dezent positive Ist-Stand der vergangenen 2 Jahre.

Die zukünftige Entwicklung des stationären Einzelhandels wird sehr von der Per­formance desselben abhängen. In Corona-Zeiten wurde das Online-Shopping viel genutzt und geübt. Es haben viele Konsumenten, die in Vor-Corona-Zeiten den stationären Handel aufsuchten, die Vorteile des Online-Shoppings entdeckt, wo­durch der E-Commerce-Anteil von 11 auf 13 % gestiegen ist. Um diese Konsu­menten wieder bzw. auch in die Geschäfte zu holen, bedarf es viel Geschick. Der stationäre Handel muss den Konsumenten ein Einkaufserlebnis bieten und außer­dem eine hohe Verfügbarkeit der Waren gewährleisten, damit dieser seine Couch verlässt. Weiters wäre eine optimale Umsetzung von Multi-Channeling durch die Händler hilfreich. Es muss dem Kunden etwas geboten werden, das er beim Online-Shopping nicht bekommt. Dazu zählen einerseits ein umfangreiches Enter­tainment- und Gastronomieangebot als sozialer Treffpunkt, Gratis-WLAN, Sonnen­decks, saubere, moderne WC-Anlagen, Concierge-Dienste, Frauenparkplätze etc. Andererseits müssen die Shops selbst, durch u.a. Layout und Personal, eine Wohlfühlatmosphäre schaffen, die den Kunden zum Verweilen anregt.

Die Flächendynamik hat sich schon vor Corona stark eingebremst, was sich in der Pandemie verständlicherweise nicht verändert hat. Weitere Gründe hierfür sind unter anderem die Expansionsunlust der Shop-Betreiber bzw. behördliche Hürden. Konnten wir schon für diese Dokumentation von so gut wie keinen Neueröffnungen berichten, so sind in unse­rer Projektliste nur noch knapp zwanzig komplett neue Shopping Center-Projekte in der Pipeline, deren Realisierungsgrad teilweise noch dazu mit „gering“ einzustufen ist. Wenn es zu neuen Initiativen kam, dann meist im Bereich der Retail Parks. Dies wird auch in den nächsten fünf Jahren mit Ausnahmen (Vivo, MaHü 10-18) so sein. Innovationstreiber werden neue Konzepte insbesondere im Bereich Freizeit und Gastronomie sein, auch wenn wir dies bis dato noch nicht flächenmäßig feststellen konnten.

Des Weiteren wird es zu einem Herauskristallisieren von „Versorgungszentren“ und „Shopping- und Enter­tainmentzentren“ kommen. Die „Versorgungszentren“ weisen einen hohen Kurz­fristbedarfs- sowie einen hohen Diskontanteil auf. Die Verweildauer in diesen Zen­tren wird auf den Einkauf beschränkt. Bei den „Shopping- und Entertainmentzen­tren“ sollten neben den Shops andere Angebotspunkte, wie Gastronomie, Enter­tainment, Dienstleistungen, aber auch Bildungseinrichtungen oder Ärztezentren etc. dafür sorgen, die Verweildauer im Zentrum zu erhöhen. Es könnte sein, dass die bis dato Hauptfunktion Shopping an Wichtigkeit verlieren wird und alternative Angebote für den Kunden interessanter werden. Bestimmt werden in den kommen­den Jahren Shopping Center eine wichtige Marktposition inne haben, auch wenn der Konkurrent E-Commerce, der derzeit auf der Überholspur ist, noch weiter zulegen wird.

Weitere Informationen zur Publikation entnehmen Sie bitte dem Infoblatt zur S+M Dokumentation Shopping Center Österreich 2021/22.

Die gesamte Studie kann in verschiedenen Editionen hier bestellt werden.

CITY RETAIL - INNENSTÄDTE UND GESCHÄFTSSTRASSEN

Seit 2013 erfasst STANDORT + MARKT die Citygeschäftszonen der größten Städte Österreichs in Form einer detaillierten, einzelbetrieblichen Erhebung (siehe nebenstehende Beispielgrafik zu Wien City). Diese Beobachtungen werden jährlich fortgesetzt und liegen nun in aktualisierter Form als S+M Dokumentation City Retail Österreich 2020/21 vor.

Mittlerweile sind die innerstädtischen Geschäftsbereiche der 20 (6 Primär- und 14 Sekundärstädte) größten Städte Österreichs (in Wien neben der City vier weitere Geschäftsstraßen) sowie von 16 ausgewählten Kleinstädten erfasst. Ziel der Dokumentation ist eine kontinuierliche Beobachtung der Ausstattung und des Branchenmix der City-Einkaufszonen für die größten Städte Österreichs. Hauptmotivation für diese zeitaufwen­dige Analyse war und ist, die Veränderungen des räumlichen Käuferverhaltens – ausgelöst durch unterschiedliche Parameter wie E-Commerce, Überalterung und Expansionshunger – objektiv festzuhalten.

 

Orientiert man sich an den aktuellen Zahlen der KMU Forschung Austria, stehen in Österreich 13,8 Mio. m² im Einzelhandel zur Verfügung. Die in der vorliegenden Dokumentation erfassten innerstädtischen Einzelhandelsflächen betragen rund 1,41 Mio. m², der erhobene Anteil liegt demnach bereits bei zirka 10 %. Die dokumentierte Gesamtverkaufsfläche – also mit einzelhandelsnahen Nutzungen und Leerständen – umfasst 2,06 Mio. m² und verteilt sich auf mehr als 13.300 Shops.

Die Hälfte dieser Verkaufsflächen bzw. mehr als ein Drittel der Shops befinden sich in A-Lagen, die sich in der Regel durch eine überdurchschnittliche Passantenfrequenz, einen hohen Anteil an Auswahlbedarfsgütern (im Gegensatz zu Kurzfristbedarfsartikeln), das Vorhandensein von Magnetbetrieben sowie überregional agierenden Filialunternehmen und niedrige Leerstandsraten definieren.

Mancherorts liegen auch zeitgenössische Agglomerationsformen wie Shopping Malls, Department Stores und Town Center in den traditionellen City-Geschäftslagen. Dies ist in insgesamt 23 innerstädtischen Geschäftsbereichen (mit gesamt 26 Shopping Malls, 2 Retail Parks, 3 Department Stores und einem Town Center) der Fall. Insgesamt entfallen etwa 375.500 m² Verkaufsfläche auf diese integrierten Center, was einem Anteil von rund 18 % entspricht.

Weitere Informationen zur aktuellen Publikation entnehmen Sie bitte dem Info- und Musterdatenblatt zur S+M Dokumentation City Retail Österreich 2021/22.
Die gesamte aktuelle Studie (2021/22) kann in verschiedenen Editionen hier bestellt werden.

Fachmarktagglomerationen

Neben den innerstädtischen Einzelhandelsensembles und den Shopping Centern sind auch die Fachmarktagglomerationen ein wichtiger und v.a. großflächiger Bestandteil der österreichischen Handelslandschaft. Trotz Amazon, Alibaba & Co: Die Shopflächen in willkürlich entstandenen – also nicht einheitlich geplanten – Fachmarktgebieten in Österreich sind weiter gestiegen, wie in der S+M Dokumentation Fachmarkagglomerationen Österreich 2018/19 analysiert wurde. Bemerkenswert dabei ist die zunehmende Bedeutung in der Nahversorgung. Und das vor dem Hintergrund von neun unterschiedlichen Raumplanungsgesetzen mit bestenfalls einer Gemeinsamkeit, nämlich einer restriktiven Handhabung weiterer Verkaufsflächenzuwächse.

Gegenstand der Dokumentation, Definition des Untersuchungsgegenstandes:

Eine Fachmarktagglomeration wird im Rahmen dieser Studie als Überbegriff für Fachmarktgebiete (FMG) und Retail Parks (RP, Fachmarktzentren) verwendet. Als Fachmarktgebiet (FMG) verstehen wir eine

  • gewachsene (also nicht einheitlich geplante) Agglomeration
  • von zumindest 4 Fachmärkten (siehe unten: Definition „Fachmarkt“) oder fachmarktähnlichen Betrieben mit einer Verkaufsfläche von zumindest je 150 m²,
  • die nahe beieinander (in Sichtweite) liegen und
  • die zusammen zumindest etwa 4.000 m² Verkaufsfläche umfassen.

Ein Retail Park (RP)

  • wurde einheitlich geplant,
  • wird von zentraler Stelle vermietet und gemanagt und
  • besteht aus zumindest fünf (vormals vier) Fachmärkten oder fachmarktähnlichen Betrieben mit einer Verkaufsfläche von zumindest je 150 m²,
  • die zusammen (auch inklusive in dieser Dokumentation nicht aufgelisteter Shops aus anderen Branchen wie z.B. Dienstleistung, Gastronomie) zumindest etwa 4.000 m² Verkaufsfläche umfassen.

Die Einbeziehung der Retail Parks (Fachmarktzentren) erschien naheliegend bzw. notwendig, da die Unterschiede zwischen FMG und RP seitens der Konsumenten nicht wahrgenommen werden. Daher wurden auch jene Fachmarktzentren, die ex definitione als  „Shopping Center“ einzustufen sind und bereits in der S+M Dokumentation Shopping Center 2019/2020 detailliert dargestellt sind, zur fachlich notwendigen Vervollständigung auch im Rahmen dieser Publikation dokumentiert. Die Korrektur von vier auf fünf Fachmärkte für den Status „Retail Park“ liegt im Anspruch begründet, die Definitionen der beiden Dokumentationen kompatibel zu gestalten.

Ergebnisse der Analysen im Überblick

  • Die Anzahl der Fachmarktagglomerationen ist aktuell auf 264 angewachsen und inkludiert fünf neu erhobene Gebiete österreichweit. Um den Trend der zunehmenden Bedeutung einzelhandelsbegleitender Nutzungen (Dienstleister, Gastro und Freizeit) Rechnung zu tragen und um dem Anspruch gerecht zu werden, die Handelszonen allumfassender zu betrachten und nicht erst ab einer bestimmten Shopgröße, wurde die Erhebung der Fachmarktagglomerationen um diese Dimensionen ausgeweitet. Insgesamt erstrecken sie sich auf einer Verkaufsfläche (für den Einzelhandel inkl. dem einzelhandelsnahen Angebot, exkl. Leerflächen) von knapp 5,8 Mio. m². Betrachtet man bei der Verkaufsfläche nur den Einzelhandel in Shops ≥ 150 m², um diesen Wert mit der Dokumentation aus 2016/2017 vergleichbar zu machen, so ergibt dies eine Gesamtfläche von knapp 5,3 Mio. m², was ein Plus von ca. 100.000 m² bedeutet.
  • Die Minorität, nämlich lediglich 15% dieser Shopflächen (0,9 Mio. m²), befinden sich davon in Retail Parks.
  • Der Leerstand in den FMAs liegt bei geringen 3,2 % bzw. 188.000 m², in Retail Parks liegt er mit 4,4 % etwas höher.
  • Das Umsatzpotenzial des Einzelhandels/EH inkl. des EH-nahen Angebots in den recherchierten Gebieten liegt bei über 15 Mrd. €. Davon entfallen ca. 12,5 Mrd. € (83 %) auf (nicht zentral geplante) Fachmarktgebiete und knapp 2,5 Mrd. € (17 %) auf (einheitlich gemanagte) Fachmarktzentren.
  • Die durchschnittliche Shopanzahl in einer Fachmarktagglomeration liegt bei knapp 26, das er­gibt insgesamt rund 6.800 Fachmärkte (exkl. knapp 500 Leerstände). Bei 230 Shopeinheiten gab es einen Mieterwechsel, knapp 170 ehemalige Leerstände fanden eine Wiederverwendung, knapp 200 jedoch waren voriges Jahr noch am Markt und stehen jetzt leer.
  • Die Flächenproduktivität der Fachmarktagglomerationen (= Bruttoumsatz je m² Verkaufsfläche) liegt bezogen auf den Einzelhandel bei € 2.645,-, bezieht man das einzelhandelsbegleitende Angebot mit ein, so beläuft sich der Umsatz/m² Verkaufsfläche auf € 2.615,-.
  • Seit der Jahrtausendwende haben Fachmarktgebiete als auch einheitlich geplante und gemanagte Fachmarktzentren sowohl in Anzahl als auch an Verkaufsfläche stark zugenommen. Standen im Jahr 2000 gerade einmal 113 Fachmarktagglomerationen zur Beobachtung (inkl. 22 Retail Parks), so hat sich die Anzahl aktuell auf 264 (inkl. 105 Retail Parks) weit mehr als verdoppelt. Ähnliches gilt bei der Verkaufsfläche: Standen vor 18 Jahren knapp 2,8 Mio. m² für den Einzelhandel inkl. einzelhandelsnahem Angebot in den dokumentierten Gebieten zur Verfügung, so hat sich die Fläche aktuell auf knapp 5,8 Mio. m² ausgedehnt.
  • Die durchschnittliche Shopgröße in Fachmarktagglomerationen ist in den vergangenen 18 Jahren stark gesunken, damit einhergehend auch die durchschnittliche Gesamtgröße der Fachmarktagglomerationen: Sie lag im Jahr 2000 noch bei 24.700 m², 2018 bei nur mehr 21.800 m². Das „Schrumpfen“ der Durchschnittsgröße einer FMA liegt primär in der Ansiedlung von eher kleineren Shopeinheiten in diesen Zonen begründet: War ein Geschäft anfänglich (Jahr 2000) im Durchschnitt knapp 1.300 m² groß, so hat sich dieser Wert bis dato um ein Drittel auf ca. 840 m² reduziert. Der Grund dafür liegt wohl vorrangig im oft zitierten „Wandel des Erscheinungsbildes“.
  • Die Situation des großen Baumarktes oder Einrichtungshauses umringt von kleineren Fachmärkten, die sich die Anziehungskraft zu Nutze gemacht haben, wurde von einem neuen Bild verdrängt: Kleinere Fachmarktformate – aber davon zahlenmäßig immer mehr und meist auch immer wieder dieselben – treten optisch und flächenanteilsmäßig kräftiger als bisher in Erscheinung, was das Angebot in diesen Lagen (ergänzt um Dienstleistungs- und Gastronomiebetrieben) vielfältiger und umfassender gemacht hat.
  • FMAs als Nahversorger: Insbesondere das Supermarktsortiment hat bei Fachmarktagglomerationen an Gewicht gewonnen – die Big Box-Gebiete haben sich in nur 18 Jahren zu den neuen Nahversorgern entwickelt. Der Flächenanteil im Supermarktsortiment liegt zwar bei vergleichsweise bescheiden anmutenden 16,1 %, der Umsatzanteil ist – nicht zuletzt aufgrund der zahlreichen flächenleistungsstarken Lebensmitteldiskonter – mit 42,4 % mehr als beachtlich. Je Fachmarktagglomeration liegt die durchschnittliche Shop-Zahl bei 16, die durchschnittliche Gesamtgröße einer Fachmarktagglomeration ist seit dem Jahr 2000 von 24.700 m² auf etwa 21.800 m² laufend gesunken. Immer mehr, dafür kleinere Fachmarktagglomerationen dringen in immer dünner besiedelte Gebiete vor und sind für die Nahversorgung der Gemeinden verantwortlich.
  • Frequenzverlagerung erfordert vorausschauende Planung: Der Umsatz steht – selbstredend – für Frequenz. Frequenz ist wiederum "das Öl des Einzelhandels". Eine Neuansiedlung bzw. Verlagerung von Supermärkten, Lebensmitteldiskontern und Drogeriemärkten in diese überwiegend autokundenorientierten Big Box-Zonen bedeutet damit auch eine deutliche Frequenzverlagerung, die nur schwer zu revidieren ist. Eine vorausschauende Planung auf Gemeinde- wie auch Regionsebene in Form einer gewissenhaften, objektiven Standortoptionen-Prüfung („Retail-Masterplan“) ist erforderlich, um mehr Qualität in den Raum zu bringen.
  • „Existenzberechtigung“ Fachmarkagglomerationen? Ist vor diesem Hintergrund bei jeder Fachmarktagglomeration sofort die Nase zu rümpfen? Je nach Sichtweise gibt es für diesen „Wildwuchs“ positive wie negative Kritik. Der Händler, hier insbesondere der Lebensmitteleinzelhandel, liebt diese Agglomerationsform, ist doch die Miet- und Nebenkostenbelastung hier in der Regel deutlich geringer als in Shopping Malls, Retail Parks oder City-Geschäftsstraßen. Die Errichtung erfolgt häufig in Eigenregie und stellt in den Büchern einen wichtigen Vermögenswert dar. Kompromisse beim Grundriss sind in der Regel auszuschließen, perfekt kann das Objekt nach wohl überlegtem Muster – meist noch dazu mit hoher, imagebildender Außenwirkung, in Szene gesetzt werden. Weitere Pluspunkte: Erweiterungsmöglichkeit und konfliktfreie Anlieferung. Für den motorisierten Teil der Konsumenten liegen Betriebe in Fachmarktagglomerationen häufig wie eine Perlenkette auf dem Weg zwischen Wohn- und Arbeitsort, je nach Bedarfslage wird der eine oder andere Betrieb besucht. Einzig störend ist bei umfassenderen Erledigungen das Parkplatz-Hopping. Aus Investorensicht haben in Zeiten des E-Commerce, der insbesondere Shopping Malls „in den Schwitzkasten nimmt“, Portfolios aus Supermärkten und/oder Verbrauchermärkten die Stellung von Baldrian-Tropfen. Bei größeren Objekten (z.B. Baumärkten) schwingt mancherorts noch die Hoffnung auf Umsetzung eines Retail Parks mit, sofern die notwendige Nachfrage (und Widmung) dazu vorliegt. Angesichts des dichten Marktes besteht hier allerdings nur mehr beschränkter Appetit.
  • Dorn im Auge: Für Stadtplaner und Raumordner sind Fachmarktagglomerationen doch mehrheitlich ein Dorn im Auge, dies nicht wirklich ungerechtfertigt, da eines bei Fachmarktagglomerationen tatsächlich ganz weit hintangestellt wird: Die Flächen- wie auch Raumnutzung ist im Vergleich zu alternativen, stark verdichteten Bauformen wie Retail Parks oder Shopping Malls höchst ineffizient: je Betrieb eine Zufahrt, je Betrieb ein Parkplatz, je Betrieb das Maximum an denkbarer Grundstücksversiegelung. Darüber hinaus nagt ein Übermaß an Betrieben, die in Fachmarktagglomerationen am Stadtrand untergebracht sind, massiv an der Handelsposition der Innenstadt. Was tun? Die heiß begehrten frequenzstarken Lebensmittelfilialisten sehen sich nicht in der Rolle der Stadtkernretter; sie sind dazu verdammt, nicht zuletzt auch aufgrund der vormals wettbewerbsförderlichen Ansiedlungsmöglichkeiten den Laden profitabel zu führen. Fehlende Parkplätze, ungünstiger Flächenzuschnitt und Anlieferungseinschränkungen bewirken wesentlich kleinere durchschnittliche Kassen-Bons als dies der Fall an optimal konzipierten Standorten in autokundenorientierter Lage der Fall ist. Optionen standortweise gewissenhaft und genau überprüfen, lautet daher die Devise der Stadtentwicklung. Kommunikation mit den Händlern über Optionen und Entwicklungen in der Stadt, das wäre notwendig. Wenn es keine Optionen gibt? Der nächste unverbaute Kreisverkehr warten schon.

Frei nach dem Motto: „Du kannst nur das verbessern, was du misst!“ hoffen wir, erneut einen wesentlichen Beitrag zur Problemsensibilisierung im Bereich der Handels- und Raumstrukturen geliefert zu haben. Im Frühjahr 2021 werden wir den Gemeinden Österreichs erneut den Spiegel vorhalten.

Weitere Informationen zur Publikation entnehmen Sie bitte dem Info- und Musterdatenblatt zur S+M Dokumentation Fachmarktagglomerationen Österreich 2018/19. Die gesamte Studie kann hier bestellt werden.

Kontakt

Dr. Roman Schwarzenecker
STANDORT + MARKT Beratungsgesellschaft m.b.H und
ACSP-Austrian Council of Shopping Places
Erzherzog-Wilhelm-Ring 2, A-2500 Baden
Tel.: +43-676-9357575
E-Mail: [email protected]