Aktuelle Daten zu Shopping PLACES
Sämtliche Daten wurden aus Publikationen entnommen, die das Beratungsunternehmen und ACSP-Mitglied STANDORT+MARKT in periodischen Abständen veröffentlicht.
SHOPPING MALLS UND RETAIL PARKS 2021/22
Sie halten ein historisches Exemplar in Händen. Es ist die exakte Abbildung der Shopping Center-Szene vor der Corona Krise …“ Mit diesen Worten wurde der Vorgänger zur aktuell vorliegenden S+M Dokumentation Shopping Center Österreich eingeleitet. Seither liegen zwei Jahre hinter uns, die wohl tatsächlich in die Geschichte eingehen werden. Der Handel sah sich mit mehrwöchigen Lockdowns konfrontiert, Geschäftsstraßen glichen einer Totenstadt, Einkaufszentren waren nur für die Deckung des täglichen Bedarfs geöffnet – alles Bilder, die wohl noch lange die Erinnerung bleiben werden.
Mit dieser Publikation blicken wir zurück. Wie erging es den österreichischen Shopping Centern während der immer noch anhaltenden Pandemie? Wie konnte mit der so schwierigen Situation umgegangen werden? Wie war die Performance? Als kurze Antwort darauf könnte man nach monatelanger Beobachtung der Marktsituation zusammenfassend sagen: „Durch die umfangreichen staatlichen Hilfen sind noch keine massiven Kollateralschäden zu vermelden, noch halten sich jene Einkaufsdestinationen recht wacker.“ Es bedarf wohl einer nochmaligen Beobachtungsperiode von weiteren zwei Jahren, um, nach dem Auslaufen der Corona-Hilfen, einen Endbericht über tatsächliche Auswirkungen verfassen und in unserer 2023/2024-Ausgabe präsentieren zu können. Die S+M Dokumentation Shopping Center Österreich wird seit 1988 erstellt, also seit über 30 Jahren kontinuierlich, nachfolgend wurden die Ergebnisse mit Erhebungsstand 31.12.2021 zusammengefasst.Anfang 2022 gab es in Österreich die folgenden Shopping Center ab einer vermietbaren Fläche von 4.000 m² (Standortkategorie 1: City-Lage, 2: sonstige (teil-)integrierte Zentren, 3: Stadtrandlage ohne umfangreise Wohnnutzung im fußläufigen Umfeld):
Die insgesamt 244 Zentren (mit rund 8.700 Shops) weisen eine vermietbare Fläche von knapp 4,2 Mio. m² auf, davon entfallen knapp 3,5 Mio. m² auf den Einzelhandel und der Rest auf einzelhandelsbegleitende Nutzungen (Gastronomie, Dienstleister und sonstige Freizeiteinrichtungen). Im Durchschnitt entfällt auf knapp 26 m² vermietbare Fläche ein Pkw-Stellplatz. Knapp 700 Mio. Besucher tummelten sich noch 2019 in Österreichs Shopping Centern, für das vergangene Jahr wird nach grober Schätzung selbst die Marke von 600 Mio. coronabedingt bei weitem nicht geknackt.
Um die Umsatzentwicklung für das Jahr 2020 zu eruieren, müssten einige nicht bekannte Faktoren berücksichtig werden. Für 2021 – nach intensiver Beobachtung des Marktgeschehens – wurde eine grobe Schätzung des Umsatzes vorgenommen, welcher sich auf über 12,3 Mrd. € beläuft. Flächenbereinigt, also nur bezogen auf Zentren, welche in den Vergleichsjahren das gesamte Jahr – wenn auch Covid-bedingt eingeschränkt – umsatzwirksam waren, bedeutet dies ein Minus von ca. neun Prozent gegenüber dem Vorbeobachtungszeitraum.
Der Marktanteil, bezogen auf das Kaufkraftpotenzial bzw. die gesamten Konsumausgaben der Österreicher, liegt für Shopping Center 2021 bei 21,7 %. Seit der letzten Dokumentation hat sich dieser Marktanteil somit reduziert, was zum größten Teil auf das Wachstum im Online-Handel und auf die Corona-Lockdowns zurück zu führen ist. Die Entwicklung des Marktanteils seit 2000 ist mit einem Plus von mehr als 10 %-Punkten positiv, hat sich aber seit 2010 deutlich abgeflacht.
Seit der Jahrtausendwende hat sich die Fläche in Shopping Centern mehr als verdoppelt. Während es in den ersten zehn Jahren jährliche Flächensteigerungsraten von durchschnittlich 5 % gab, hat sich dieser Prozentsatz ab 2011 bis heute um die Hälfte verringert. Die Kurve flacht sich also ab, dieser Trend wird sich fortsetzen.
Im vorigen Jahr hat nur ein Retail Park (Grießkichen) neu eröffnet, sonst gab es ausschließlich Erweiterungen von bestehenden Shopping Centern. Die Leerstandsrate in den Centern liegt bei 7,9 % was einem moderaten Leerflächenanteil von 4,2 % entspricht. Diese Werte sind im Vergleich zu vor-Corona-Zeiten stabil geblieben, was in Anbetracht der krisenhaften Situation als Erfolg zu werten ist.
Die Shoppingcenter-Struktur ist auch stark räumlich dispers. Nicht zuletzt aufgrund der unterschiedlichen Raumordnungsgesetzte der Bundesländer ergeben sich starke räumliche Differenzen:
Das Bundesland mit der deutlich höchsten Shoppingcenter-Dichte ist das Burgenland. Es ist auch das Burgenland, wo derzeit am meisten Flächen leer stehen (7,7%). Am restriktivsten bei der Ansiedlung dieses Betriebstyps war (und ist) man in Vorarlberg und Salzburg. In Vorarlberg zeigt die Verknappung auch Wirkung, was man an der geringen Leerstandrate (1,9%) gut ablesen kann.
Conclusio
Insgesamt betrachtet litten die meisten Shopping Center sehr an den manchmal willkürlich wirkenden Teilschließungen, doch „noch“ keines der Zentren musste aufgrund der Corona-Auswirkungen komplett und für immer sperren. Gravierende Auswirkungen sind noch nicht erkennbar, das dürfte auch an den staatlichen Hilfen für die Händler liegen (die Shopping Center-Betreiber haben hingegen keine erhalten). Soweit der derzeit dezent positive Ist-Stand der vergangenen 2 Jahre.
Die zukünftige Entwicklung des stationären Einzelhandels wird sehr von der Performance desselben abhängen. In Corona-Zeiten wurde das Online-Shopping viel genutzt und geübt. Es haben viele Konsumenten, die in Vor-Corona-Zeiten den stationären Handel aufsuchten, die Vorteile des Online-Shoppings entdeckt, wodurch der E-Commerce-Anteil von 11 auf 13 % gestiegen ist. Um diese Konsumenten wieder bzw. auch in die Geschäfte zu holen, bedarf es viel Geschick. Der stationäre Handel muss den Konsumenten ein Einkaufserlebnis bieten und außerdem eine hohe Verfügbarkeit der Waren gewährleisten, damit dieser seine Couch verlässt. Weiters wäre eine optimale Umsetzung von Multi-Channeling durch die Händler hilfreich. Es muss dem Kunden etwas geboten werden, das er beim Online-Shopping nicht bekommt. Dazu zählen einerseits ein umfangreiches Entertainment- und Gastronomieangebot als sozialer Treffpunkt, Gratis-WLAN, Sonnendecks, saubere, moderne WC-Anlagen, Concierge-Dienste, Frauenparkplätze etc. Andererseits müssen die Shops selbst, durch u.a. Layout und Personal, eine Wohlfühlatmosphäre schaffen, die den Kunden zum Verweilen anregt.
Die Flächendynamik hat sich schon vor Corona stark eingebremst, was sich in der Pandemie verständlicherweise nicht verändert hat. Weitere Gründe hierfür sind unter anderem die Expansionsunlust der Shop-Betreiber bzw. behördliche Hürden. Konnten wir schon für diese Dokumentation von so gut wie keinen Neueröffnungen berichten, so sind in unserer Projektliste nur noch knapp zwanzig komplett neue Shopping Center-Projekte in der Pipeline, deren Realisierungsgrad teilweise noch dazu mit „gering“ einzustufen ist. Wenn es zu neuen Initiativen kam, dann meist im Bereich der Retail Parks. Dies wird auch in den nächsten fünf Jahren mit Ausnahmen (Vivo, MaHü 10-18) so sein. Innovationstreiber werden neue Konzepte insbesondere im Bereich Freizeit und Gastronomie sein, auch wenn wir dies bis dato noch nicht flächenmäßig feststellen konnten.
Des Weiteren wird es zu einem Herauskristallisieren von „Versorgungszentren“ und „Shopping- und Entertainmentzentren“ kommen. Die „Versorgungszentren“ weisen einen hohen Kurzfristbedarfs- sowie einen hohen Diskontanteil auf. Die Verweildauer in diesen Zentren wird auf den Einkauf beschränkt. Bei den „Shopping- und Entertainmentzentren“ sollten neben den Shops andere Angebotspunkte, wie Gastronomie, Entertainment, Dienstleistungen, aber auch Bildungseinrichtungen oder Ärztezentren etc. dafür sorgen, die Verweildauer im Zentrum zu erhöhen. Es könnte sein, dass die bis dato Hauptfunktion Shopping an Wichtigkeit verlieren wird und alternative Angebote für den Kunden interessanter werden. Bestimmt werden in den kommenden Jahren Shopping Center eine wichtige Marktposition inne haben, auch wenn der Konkurrent E-Commerce, der derzeit auf der Überholspur ist, noch weiter zulegen wird.
Weitere Informationen zur Publikation entnehmen Sie bitte dem Infoblatt zur S+M Dokumentation Shopping Center Österreich 2021/22.Die gesamte Studie kann in verschiedenen Editionen hier bestellt werden.